Workshop mit arbeitslosen Jugendlichen

am BFI in Lienz

Wann: 25.-28.01.2011
Ort: Lienz
TN Anzahl: ca. 10 TeilnehmerInnen
Alter: 16-19 Jahre
Inhalt: Theaterprojekt im Rahmen der Maßnahme „Vorbereitung Lehre“ BFI Lienz

Über das Projekt

Warum Theaterpädagogik mit arbeitslosen Jugendlichen?
Der Anfang war hart. In der ersten Unterrichtseinheit sind so viele Schimpfwörter gefallen, wie ich sie sonst in einem ganzen Jahr nicht höre. Die Aggression war nicht gegen mich gerichtet sondern gegen einen aus der Gruppe. Einen Außenseiter. Zwei Jungs mischten die ganze Gruppe auf und die Mädchen gingen unter, da sie sehr ruhig waren.
Ziel war es mit diesen Jugendlichen innerhalb von 4 Tagen eine kleine Theater-Präsentation zu erarbeiten. Ich habe mich trotz der kurzen Zeit dazu entschieden, Prozess orientiert und ohne vorgegebenem/r Theaterstück/Szenen zu arbeiten.

Die Teilnehmer*innen nahmen zu Beginn eine ablehnende Haltung gegenüber den für sie unbekannten Übungen ein. Es war harte Arbeit sie zu motivieren und sie dazu zu bekommen aufmerksam zu sein und einander zu zuhören. Sie waren nicht in der Lage 5 Min. still zu sein. Sie konnten auch nicht ruhig stehen bleiben. Das raue Umgangsklima der Teilnehmer*innen untereinander veranlasste mich dazu den Ursachen dafür nach zu gehen und gemeinsam mit den Teilnehmer*innen Verhaltensregeln zu erarbeiten, welche auch schriftlich festgehalten wurden. Es stellte sich heraus, dass es einen Außenseiter in der Gruppe gab. Ein Teil der Gruppe äußerte sich dazu und der andere Teil schwieg. Ich von meiner Seite aus versuchte den Teilnehmer*innen zu vermitteln, dass es sich hierbei um Projektionen eines jeden einzelnen auf den Außenseiter handelte und habe versucht sie zu selbstreflektierten Handeln zu ermutigen.

Die Verhaltensweisen der Teilnehmer*innen zu einander veränderten sich im Laufe der Tage, da ich keinerlei Beschimpfungen zu ließ und sie immer wieder auf die Regeln aufmerksam machte. Die Teilnehmer*innen wurden dazu angeregt zu überlegen, welche Themen sie interessieren und bewegen, um dann daraus ein spannendes Thema für die Präsentation am Schluss zu finden. Die Themen, die vorgeschlagen wurden waren: Rap, Breakdance, Horrorfilme und Autos. Gemeinsam haben wir uns dazu entschieden, dass die Teilnehmer*innen einen eignen Rap schreiben und sich gegenseitig Breakdance beibringen was dann auch in die Tat umgesetzt wurde. Die Teilnehmer*innen haben in Gruppen gearbeitet und am Schluss die Ergebnisse der gesamten Gruppe präsentiert. Die Gruppe entwickelte durch diese Arbeit einen Zusammenhalt und Konflikte, die in der Gruppe schlummerten, kamen hoch und wurden angesprochen. Manche waren verärgert über diejenigen, die gefehlt haben oder sich geweigert haben bei div. Übungen mitzumachen. Derjenige, der zu Beginn der Außenseiter in der Gruppe war, sang letzten Endes die Hauptstimme beim Rap und die restliche Gruppe war der Background Chor. Die Teilnehmer*innen gestalteten das Plakat für die Präsentation selbst und baten mich von sich aus am letzten Nachmittag vor der Präsentation noch länger als geplant mit ihnen zu proben. Sie waren engagiert und ehrgeizig und begannen aufeinander einzugehen. Am letzten Tag war es nicht mehr nötig, die Teilnehmer*innen an unsere Verhaltensregeln zu erinnern, da sich der Umgang untereinander sehr zum Positiven verändert hatte und keinerlei Schimpfwörter mehr fielen.

Die letzten Vorbereitungen für die Präsentation, welche dann am Ende der letzten Einheit am Freitag über die Bühne ging, fanden am Vormittag statt. Zuschauer bei der Präsentation waren die Haupttrainer*innen der Teilnehmer*innen des BFI Lienz. Die Präsentation verlief erfolgreich und stärkte einerseits das Selbstbewusstsein der einzelnen Teilnehmer*innen als auch das Gruppengefühl und wurde von den Zuschauer*innen gut angenommen. Die Gruppe hat etwas präsentiert, was das ihre war und auf das sie stolz sein konnten. Sie haben etwas zu Ende gebracht und wurden für das Ergebnis von den Trainer*innen gelobt. Sie haben gelernt zusammen zu arbeiten.

Im Großen und Ganzen kann ich sagen, dass diese Arbeit sehr wichtig ist und es wichtig ist, die Teilnehmer*innen darin zu bestärken selbstreflektiert zu handeln und offen gegenüber neuen Ideen und Menschen zu sein. Die Theaterpädagogik bietet den Teilnehmer*innen die Möglichkeit sich in einem geschützten Rahmen mit ihren eigenen Sicht- und Verhaltensweisen auseinanderzusetzen und sie gegebenenfalls abzulegen.